Ich freue mich

Ich freue mich

Ich freue mich, daß ich geboren bin
zu Morgendämmerung und Abendrot;
ich sage Dank, daß ich erkoren bin
zu nächtlichem Gesang und Mittagslob.

Ich freue mich, daß durch den Vogelruf
das Paradies in unser Schweigen dringt
und oft aus einem alterslosen Buch
ein Sinn in unsre schweren Augen springt.

Ich schaue auf und staune jeden Tag,
daß mich der Himmelsherr mit Namen rief,
noch eh’ es Engel oder Erde gab,
noch eh’ ich still im Mutterleibe schlief.

Ich freue mich, daß durch das Angesicht
des einen Menschen Gott den andern liebt,
wie Sonnenlicht durch bunte Fenster bricht.
Ich freue mich, daß es die Freude gibt.

Christina Egan ©2021

Two heavy black wooden doors in a white brick wall, with inscriptions as below.
“House of the Three Wise Men” and “House Jesus, Mary, Joseph” at a former Beguinage,
a kind of convent, in Ghent (Klein Begijnhof). Photograph: Christina Egan ©2018.

Written upon the passing of a good friend who had been a nun for 40 years.
Also written for her on the topic of joy through faith and prayer: Die vierte Frucht.

Regenbogenbotschaft

Tall brilliant rainbow in black clouds over fields and village.

Regenbogenbotschaft

Innen leuchtet rot die Liebe,
dann orangerot die Kraft,
sonnengelb die Heiterkeit,
Hoffnung schimmert erdengrün,
meeresblau verströmt sich Friede,
Weisheit wölbt sich indigo,
Glaube krönt sie violett:
Regenbogen will uns blühn,
will uns eine Zukunft weisen
und die Ewigkeit verheißen!
Schon verhangen, schon vergangen,
doch die Seele bebt noch froh…

Christina Egan ©2020

Title page of calendar: white windmill against blue sky.

This poem, Rainbow Message, is spiritual but not bound to a certain religion. I hope it radiates serenity and confidence, as the rainbow does.

It is published in the calendar, Münsterschwarzacher Bildkalender 2024 (circulation 80.000) with the photo above. (Photograph: Albrecht Fietz via Pixabay.)

For verse from a colourless winter world, see the recent post, A Speck in the Dark, where a few flashes of colour and light provide the magic of beauty and hope.

Im Herzen von Köln (St. Andreas)

Im Herzen von Köln (St. Andreas)

Vorm Fenster herrscht
der alte Dom
und unterm Fuß
das alte Rom.

Minutentakt
Der Boden bebt,
die U-Bahn pulst,
die Erde lebt.

Die Straße dröhnt,
die Weltstadt wacht,
der Domplatz zittert
Tag und Nacht.

Der Baulärm grellt,
das Blaulicht greint,
die Flöte lockt,
die Geige weint.

Die Orgel jauchzt,
die Glocke braust,
die Stille ruft,
die Stille rauscht.

Am Kreuz hängt einer
ganz allein
und will das Herz
der Erde sein.

Die heilge Stadt
lebt noch aus ihm.
Sie weiß es kaum;
er gibt sich hin.

Minutentakt:
Der Tunnel braust,
der Erdschlund grollt,
die U-Bahn saust.

O Einsamkeiten –
Mein Herz brennt.
O eigne Sehnsucht –
Mein Herz rennt.

Doch Ruhe ist ja
nur in Ihm…
So knie ich nieder:
Nimm mich hin.

Christina Egan ©1992


Tall remnants of Roman city wall with Cologne Cathedral in the background
Photo: Christina Egan © 2014

The first poem of the year takes place in Roman streets again, in the midst of Cologne, in Sankt Andreas, the mighty mediaeval church right opposite the Cathedral. When you descend into the crypt, you are pretty close to antiquity. All around, Roman walls are displayed, or simply still standing.

For an English poem about Cologne with a similar content and in a similar style, see My City Calls (Grey Roofs Grey Walls). There, it is the city itself which provides comfort and hope, as religious faith does here. I noticed the striking parallel only yesterday on relaunching my poetry blog!

Schlüsselwörter

Schlüsselwörter

I.

Himmelstreppenbauten

Die Kunst ist groß mit ihren Himmelstreppenbauten
und größer die Musik mit unerhörten Lauten;
gewebt aus weißen Daunen schwebt das Wort vorbei
und bleibt, als ob’s ein Bild aus schwerer Bronze sei.
Das Leben aber ist allein der Born des Lebens,
und ohne Liebe sinnt und schafft der Mensch vergebens.

Three letters on colourful paper, with a real flower matching the ones pictured.

II.

Schmaler Strahlenpfad

Aufflackert hier und dort ein schmaler Strahlenpfad
Gebet ist auch Geschehen; auch ein Gruß ist Tat.
O wenn die Erdenaugen es nur schauen könnten
wie sich Geschwister fraglos zueinanderwenden!
Der Engel Botenflug ist schattenlos und schnell,
doch auch der Menschen Bruderherz ein Gnadenquell.

Initial of mediaeval manuscript, filled with monks and nuns singing from such a missal on a lectern above them; in gold and bright red, blue and green

III.

Sommerabendblau

Ein sommerabendblaues Wort ist uns geschenkt,
ein sommermorgengoldnes gleich darangehängt,
die unsre Wildnis oder Wüste fern umsäumen
und mehr an Kraft enthalten, als wir uns erträumen:
Vertrauen in Bedrängnis ist uns zugeteilt
und Hoffnung auf den Himmel, der die Erde heilt.

Christina Egan © 2019


Three philosophical poems in praise of:
life and love (which can surpass art);
greeting and prayer (which can surpass deeds);
trust and hope (which can surpass strength).

Written for a community of prayer
affiliated to a Benedictine convent 
(Abtei Münsterschwarzach).


Photograph of letters: Christina Egan © 2020.
Photograph of mediaeval manuscript by Sailko
(own work) via Wikimedia Commons (
CC BY-SA 3.0). 

Ein helles Heute / Bunte Gnadenspur

Morgengebet
(Ein helles Heute)

Church portal with iron lantern seen through window with grate; all light-grey and light-blueAus der Schönheit blüht uns Freude,
Freude grünt uns aus der Kraft.
Schenk’ uns, Herr, ein helles Heute,
das aus Freude Frieden schafft.

Aus dem Leiden wächst uns Glauben,
und Geduld reift aus dem Schmerz.
Schenk’ uns Stille und Vertrauen,
führ’ uns heimlich himmelwärts.

Christina Egan © 2019


Tischgebet
(Bunte Gnadenspur)

Wir halten inne, denn das Mahl ist buntTraces of colour on the floor from church windows: blurred bright patches.
an Farbe, Würze und Beschaffenheit;
wir halten inne, um mit Herz und Mund
zu danken für die satte Friedenszeit.

Wir danken für die reiche Frucht der Erde,
die unerschöpfte Urkraft der Natur,
für unsrer unentwegten Mühen Ernte:
Wir danken für die bunte Gnadenspur.

Christina Egan © 2019


Photograph of convent: Christina Egan © 2014. —
Photograph of light from church windows by 3268zauber.

Die vierte Frucht

Die vierte Frucht

Vier Früchte blieben uns vom Paradiese
auf unsrer langen Wüstenwanderung,
auf daß durch sie die Kraft des Ursprungs fließe
in tausendfacher Anverwandelung:

Die Liebe lädt in saftigblauer Traube;
die Hoffnung duftet warm wie goldnes Brot;
in bittersüßem Grün neigt sich der Glaube;
die Freude aber lächelt sonnenrot.

Christina Egan © 2018

Für Sr. Caterina von der Freude in Gott

Oranges hanging from branches against blue sky

The four fruits of paradise, an idea I was inspired to by the three Christian chief virtues — faith, hope, love — to which I added joy, another gift or virtue promoted by the same stern author, St Paul. 

Rejoice in the Lord always: and again I say, Rejoice”.

Phil. 4,4

Love is envisaged as a blue or purple fruit, hope as a yellow one (or a loaf of bread), faith as a green fruit (possibly tasting bitter) and joy as a red or orange one… hopefully all sweet! The colours of the rainbow exist for our nourishment.

Photograph: Oranges in midwinter, in Morocco. Christina Egan © 2012.

I Sought the Star / Weihnachtskerzenflamme

I Sought the Star

Weary was, had wandered far…
        Again, it snowed.
Without a doubt, I sought the star
        above the road:

 The star that had been made for me,
        a radiant face,
above the maze of destiny,
        above the ice.

I climbed a random rugged hill –
        and there it burned!
Above a shelter bright and still
        and warm and firm.

And still they glow, the tiny spark
        and snowed-in home,
both given to my hungry heart
        by faith alone.

Christina Egan © 2010


Weihnachtskerzenflamme

Wie eine Weihnachtskerzenflamme strahlt
dein sanftes schmales Angesicht,
auf dem sich langersehnte Freude malt,–
so hell bist du und ahnst es nicht.

Wie hoheitsvolle Rosenknospen stehn
die Hände in dem goldnen Licht,
so zart, als würden sie im Wind vergehn,–
so weich bist du und weißt es nicht.

Christina Egan © 2014


A ‘Christmas Candle Flame’ as an image for a joyful, gentle, guileless face works only where, like in Germany, the tradition of real candles is upheld!

The second stanza compares the person’s hands to tender, graceful, regal rosebuds. The poem appears to describe a child but was in fact written for an adult.

Warten ist der Winter

Warten ist der Winter

Warten ist der Winter, Warten
auf den endlich wieder starken
Glanz, der sanft ins Leben küßt,
was vor Gram verblichen ist.

Einsam ist der kleine Garten,
während Garben aller Farben
unter altem Laub und Moos
schlummern im verdorrten Schoß.

Hilflos ist das lange Darben
für den unbemerkten Garten:
hilflos, doch nicht hoffnungslos,
denn der Himmel ist sein Trost.

Christina Egan © 2012

Word cloud in pink and green on black; in the middle, £waiting" and "fog" in grey, "garden" and "bright" in yellow.

The other poems are Hinter dem Olivenbaum, Mitte Februar, Fastenzeit, Der Nebel hebt sich, Wende (Bestickt mit Blüten), Bunter Zwirn, Aprilabend.

Many thanks to the Simple Word Cloud Generator!





Verkündigung (In meine helle Stille)

Verkündigung

Church portal with iron lantern seen through window with grate; all light-grey and light-blueIn meine helle Stille
fiel Gottes hohes Wort…
Geschehe denn sein Wille
an diesem schlichten Ort,
geschehe denn sein Wirken
an diesem Gnadentag,
daß meine ferne Seele
nun seinen Funken trag’,
bis dieser armen Erde
ein neuer Morgen blaut
und jeder Mensch voll Wunder
in Gottes Auge schaut.

Christina Egan ©2014

Since the ‘Annunciation’ of God’s salvation for this earth to Mary,
everyone can gain eternal hope and immediate access to God.

This poem has been published in the Münsterschwarzacher Bildkalender 2016.

Photograph: Church of Mary as Queen of Peace. Christina Egan ©2014


Über alle Hoffnung

Über alle Hoffnung

Fürchte nicht der Tage Neige,
nicht der Kräfte bittern Schwund,
denn der Gott des Lebenshauches
birgt das ganze Erdenrund.

Fürchte nicht der Freunde Ende,
nicht einmal das eigne Grab,
denn der Gott der Engelheere
steigt mit dir zur Nacht hinab.

Hinter allen Schattentälern
wartet unverrückt das Licht,
denn der Gott der Sternenfernen
hält zuletzt, was er verspricht,

und er wird dich neu beleben,
dich als sprühendschönen Stein
über alle Hoffnung heben,–
Alles Glück wird unser sein.

Christina Egan © 2015

This poem declares that after bitter
death, a new life is prepared for us,
a happiness surpassing hope. –
It could be turned into a hymn.