Geflecht / Geflechte

Geflecht

Jedes Leben ist verstrickt,
Masche um Masche, Stich um Stich,
in die Leben neben ihm,
ob wir’s wollen oder nicht.

Jede Reihe ist verschlungen,
ohne daß das Garn je bricht,
in das vorige Geflecht,
ob wir’s wissen oder nicht.

Jeder Jahrgang ist der Boden
für die nächste bunte Schicht:
Kaum geboren, sind wir Ahnen
für ein künftiges Geschlecht.

Christina Egan © 2015

Silk cloth dominated by vivid pinks and greens.

Geflechte
(Altstadt von Köln)

Reihen auf Reihen von Häusern,
hell und freundlich im Frühlingslicht,
Reihen auf Reihen von Fenstern,
schimmernd in allen Augenfarben.

Und hinter einem jeden Fenster
Gesichter… Geschichten… Geflechte.
Und unter einem jeden Pflaster
Pflaster… Pfade… Schwellen.

Stockwerk um Stockwerk von Leben,
hinauf ins ausgelassene Blau!
Schicht um Schicht von Geschichte
bis in den unbetretenen Staub.

Ich strecke mich hin auf dem Mäuerchen hier
und höre die Vögel und höre ein Herz –
Das Herz diese Platzes? Das Herz dieser Stadt?
Mein eigenes Herz, wie es schlägt für die Stadt?

Christina Egan © 2016


These poems describe human life as a knitted or woven tissue: every person is a mesh amongst, above, and below others. Every little life is part of a layer of history, as every modest buidling and ordinary street is.

Every life is interwoven with  others. Every single one of us is history!

I wrote the second poem on the way back from Cologne, where I had briefly rested on a little wall, which turned out to be in the area of the ancient forum and which in hindsight reminded me of excavated foundations.

For a poem on weaving words into a poem, see the previous post, Word Weaver.

Photograph: Silk cloth from Madagascar. – © The Trustees of the British Museum

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