Hält die Waage Nacht dem Tage

Hält die Waage Nacht dem Tage

Sieh, Morgen graut,
sieh, Morgen blaut!
Noch einmal leuchtet grün das Laub,
noch einmal schimmert gold das Haar,
und Mittag bäckt die Früchte gar.

Das Ziffernblatt
liegt sonnensatt,
der Schatten aber rückt hinab.
Der Wein saugt letzten Saft hinauf,
die Felder halten Ausverkauf.

Das Licht entsinkt,
das Jahr verklingt…
Noch einmal wird der Schritt beschwingt,
bevor uns Nebel stumm beschwert
und Sturm uns durch die Haare fährt.

Hält die Waage
Nacht dem Tage,
fällt die Blüte ohne Klage,
treibt der Feuerdorn die Beeren.
Was vergeht, wird wiederkehren.

Christina Egan © 2015

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